Offener Brief an die Regierungskoalition der Stadt Jena

Sehr geehrte Frau Egge, sehr geehrter Herr Dr. Vogel, sehr geehrter Herr Schieck,

als wir am Montag, den 18.05.2015, die von der AG Jugendarbeit organisierte
Podiumsdiskussion im Rathaus besuchten, haben wir uns einige Antworten erhofft. Wir dachten,
nach diesem Abend würde etwas mehr Klarheit herrschen. Darüber, was sich die Koalition mit
ihrem Kürzungsbeschluss im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit gedacht hat. Wir sind sogar
davon ausgegangen, die Beweggründe und konkreten Vorstellungen zu erfahren.

Dann saßen wir in der sehr gut besuchten Rathausdiele und erfahren: nichts.

Nicht eine einzige sachgerechte Stellungnahme war zu hören; nicht eine der zahlreichen
Fragen wurde fachlich oder wenigstens inhaltlich durch Sie beantwortet. Die Vertreter_innen
von Linke, Bürger für Jena und den Piraten lieferten Ihnen vielversprechende Ansätze, welche
aber nur laut und unsachlich “berichtigt” wurden, leider gab es dabei aber keine fassbaren
Inhalte.
Was wir gehört haben, ist, dass Sie, Herr Dr. Vogel, davon ausgehen, dass auch mit einer
Kürzung die Qualität der Arbeit in der Schulsozialarbeit nicht leiden wird. Wir wissen, dass Sie,
Frau Egge, der Meinung sind, dass Entschuldung wichtiger ist, als die Kinder- und Jugendarbeit
in der Stadt und es sich nicht lohnt in Bereiche zu investieren, aus denen nichts zurückfließt,
wie anscheinend diese Kinder- und Jugendarbeit. Außerdem wissen wir, dass Sie, Herr
Schieck, die Kürzungen für einen gelungenen Kompromiss halten.

Wir haben auch zur Kenntnis genommen, dass Fachpolitiker_innen, die sich viel besser
auskennen, nicht auf dem Podium saßen. Aber was heißt das für uns? Wer trifft die
Entscheidung über die Kürzungen in der Kinder- und Jugendarbeit? Sie, die zwangsläufig nicht
im Detail zu stecken scheinen? Wo waren die Leute, die sich damit täglich beschäftigen? Ist das
Interesse der Öffentlichkeit nach Aufklärung nicht wichtig genug? Sind die Kürzungen so lapidar
oder gar erklärungsunwürdig?
Bei uns bleibt der fahle Geschmack und die Angst: Wer kürzt da wie in der Kinder- und
Jugendarbeit? Leute, die sich nicht auskennen? Leute, denen es egal ist? Wir wissen es nicht.
Bitte erklären Sie uns das; wir sind ratlos.
Denn was wir wissen ist, dass Fachentscheidungen und die bisherige fachliche Planung im
Jugendförderplan 2012-15 weggewischt werden. Das hat harte Konsequenzen, es wird eine gut
funktionierende Infrastruktur der Kinder- & Jugendarbeit stark geschwächt. So etwas müssen
Sie offen und ehrlich aussprechen.

Diese Fragen blieben am Montag offen:
Warum wird in der Kinder- und Jugendarbeit überproportional viel gekürzt? Was passiert mit
den 200.000€ Landesmitteln, von denen bei der Diskussion mehrfach die Rede war? Was
sagen Sie zu den krassen Widersprüchen zwischen dem Kürzungsbeschluss und den
Aussagen, die im Rahmen der Wahlprüfsteine getroffen wurden (nachzulesen auf der
Internetseite des Jugendrings)? Warum handelt der Stadtrat gegen das Fachgremium
Jugendhilfeausschuss?
Und zuletzt – ja, es scheint eine abgedroschene Phrase zu sein, aber es bleibt die
entscheidende Frage: Wie verantworten Sie die Kürzungen gegenüber den Kindern und
Jugendlichen dieser Stadt jetzt und in Zukunft?

Der Vorstand des Demokratischen Jugendring Jena

Den offenen Brief als PDF gibt es ->hier.